Waldeckische Landeszeitung vom 7.9.2004:
Ausländerfeindlichkeit in Wethen
Angeklagter fehlt wieder
Prozessbeginn erneut verschoben

von Christiane Deuse

BAD AROLSEN. Die Enttäuschung war groß: Schon zum zweiten Mal mussten die drei Frauen den Gerichtssaal verlassen, ohne dass der Fall für sie abgeschlossen ist - zwei Prozesse, bei denen es um Ausländerfeindlichkeit ging, wurden gestern am Bad Arolser Amtsgericht erneut verschoben, weil einer der Angeklagten nicht erschienen war. "Das ist sehr schwer für uns, immer wieder hierher zu kommen und diese Gesichter sehen zu müssen," sagte eine der Frauen zu Richter Kalhöfer-Köchling, nachdem die Zeugen gegangen waren, doch der konnte nur den neuen, jetzt dritten Termin bekannt geben: 2. November. Der Angeklagte habe soeben ein Attest geschickt, und der Arzt habe die Richtigkeit bestätigt, sagte der Richter. Zum ersten Gerichtstermin war der 25-Jährige aus Wedel ebenfalls nicht erschienen - ohne Entschuldigung. Deshalb hatte der Richter gegen den Vorbestraften Haftbefehl erlassen. Erst seit Freitag sei er wieder auf freiem Fuß -- mit der Auflage, sich bei der Polizei zu melden. Das habe er auch getan, hieß es. Zur Last gelegt werden ihm Körperverletzung, Beleidigung und Bedrohung. Er soll im Dezember vergangenen Jahres um 1.30 Uhr nachts bei einer türkischen Familie in Wethen geklingelt und die Tochter festgehalten, geschlagen und übel beschimpft haben. Auch habe er mit Brandstiftung gedroht. Der Angeklagte bestreitet den Vorwurf. Im zweiten Fall soll er mit einem 29-jährigen zusammen im März 2004 ebenfalls nachts gegen die Wohnungstür der Familie geschlagen, getreten und an die Tür uriniert haben. Außerdem soll das Duo die Mutter und beide Töchter beschimpft und den Töchtern mit Vergewaltigung gedroht haben. Nötigung und Beleidigung werden den beiden Angeklagten in diesem Fall vorgeworfen. Der 25-jährige sei dafür bekannt, dass er rechtsextremen Meinungen nahe stehe, so die Information des Gerichts.