Herzlich

willkommen

auf
www.wethen.de
Wethen
Betriebe
Bilder
Busfahrplan
Gastlichkeit
Gästebuch
Geschichte
Geschichten aus Wethen
Kirche
Künstler
Laurentiuskonvent/
Ökumenische Gemeinschaft
Ortssippenbuch
Politik
"Rathaus"

Schalomabende
Stadtverwaltung

Termine
Vereine
Wegbeschreibung
Zeitungsartikel


Impressum

ergänzen Sie den Artikel

"Wethen" im Regiowiki

Links zu Nachbarorten
Diemelstadt

 Wrexen
weitere Orte im Landkreis
www.warburg.de
www.ossendorf.de

"Gaulskopf eine archäologische Fundgrube!" - Besiedlung in zwei Epochen

aus: Diemelstadt, Nr. 2/93 (Januar 1993)

Bis in den Herbst 1992 hinein haben ca. 20 fleißige junge Frauen und Männer - überwiegend Studenten - auf dem Gaulskopf im Auftrag des westfälischen Museums für Archäologie - Außenstelle Bielefeld - die 1991 begonnenen archäologischen Grabungen fortgeführt.

Die erhofften spektakulären Funde, wie im vergangenen Jahr mit menschlichen Skeletten im Bereich einer frühzeitlichen Kirche, blieben 1992 allerdings aus, wie der verantwortliche Ausgrabungsleiter Dr. Werner Best aus Bielefeld im Gespräch berichtete.

Gefunden und eindeutig identifiziert wurden aber weitere Flächen, wo Häuser gestanden haben.

Vertiefungen in den Kalkstein gehauen, als Fundamentlöcher für Hauspfosten dienend und geebnete Kalksteinflächen legen davon Zeugnis ab.

Auffallend größere Löcher im Bereich der Hausplateaus dienten der Bevorratung (Kühlung) von Lebensmitteln, wobei unterschiedliche Bodenfärbungen in den Vertiefungen noch zusätzliche wissenschaftliche Erkenntnisse vermitteln, erläuterte Dr. Best.

Gefunden wurden aber wiederum zahlreiche Scherben und Werkzeuge aus der Jungsteinzeit, so daß sich daraus eine Besiedlung des Gaulskopfes in der Zeit der Rössener- und Michelsberger Kultur sowie der Wartberggruppe (ca. 4. Jahrtausend v. Chr.) nachweisen läßt.

Weitere Funde belegen, daß die Wallanlage des Gaulskopfes etwa vom 4. Jh. n. Chr. bis etwa zum Jahr 1000 als Burg benutzt wurde und somit über die Jahrhunderte besiedelt war.

Nach den Ausgrabungen im vergangenen Jahr, mit dem Auffinden des bereits oben erwähnten kirchenähnlichen Baues und eines Hauses, wurden jetzt erneut zwei Hausgrundrisse nachgewiesen. Das eine war ca. 12 m lang und 6 m breit, in dem die Südostecke noch sorgfältig mit Kalksteinplatten gepflastert war. Das zweite Haus in Ost-West-Richtung ausgerichtet, hatte die Maße von 7 x 4 m.

Anläßlich einer Besichtigung mit der Volkshochschule Warburg zeigte Dr. Werner Best zahlreiche Funde. Neben den aus Museen bekannten steinzeitlichen Werkzeugen oder Scherben imponierten besonders Beschlagteile von Gürteln, Reitzubehör wie Sporen, oder der Besatz einer Schwertschneide, die künstlerisch gestaltet wurde und zum einen den kriegerischen Charakter der gesamten Anlage und zum anderen den Reichtum der dort angesiedelten Herrschaft beweist. Grundlage für die „Reichtumsthese“ liefert ein aus massivem Gold hergestelltes Kreuz - Dr. Best bezeichnete dieses als Kreuzfibel -, das auf dem Gaulskopf gefunden wurde.

Die Grabungsleitung erhofft sich noch mehrere solcher wertvollen und geschichtlich aufschlußreichen Funde.

Darum werden auch die Grabungen ganz vorsichtig und sorgfältig vorgenommen, wie landläufig scherzhaft oder manchmal ironisch dargestellt: Es wird mit dem Teelöffel gegraben.

Tatsächlich gehen die freiwilligen Helfer auch sehr vorsichtig und sorgfältig an ihre Arbeit heran. Zentimeter für Zentimeter werden von dem Mutterboden bis auf den Kalkstein abgegraben, das Erdreich durchgesiebt, damit auch nicht eine Scherbe aus vorgeschichtlicher Zeit verloren geht.

Lt. Dr. Best bestätigen die Funde der Flächenuntersuchungen die früheren Forschungen. Bereits vor 150 Jahren wurden nämlich die Wälle auf dem Gaulskopf als Wehranlage erkannt und als „Schanze“ bezeichnet.

Erst im Jahr 1966 führte das Westfälische Museum für Archäologie erste Ausgrabungen durch und legte das sogenannte Osttor (ein aus Sandstein gemörteltes Kammertor) und einen Vorgängerbau aus Holz frei (die älteren Diemelstädter können sich an diese Grabungen sicherlich noch erinnern).

Fast war es ein Zufall, daß ab vergangenem Jahr neu gegraben wurde.

Die Sturmschäden im Jahr 1989 und unverständliche Manöverschäden im Bereich der Wallanlage waren die eigentliche Grabungsveranlassung.

Unverständlich sind die Manöverzerstörungen deshalb, weil die Gesamtanlage bereits 1984 als sogenanntes Bodendenkmal ausgewiesen wurde.

Offensichtlich wurde von den Militärs aber wenig Rücksicht auf kulturhistorische Denkmale genommen, denn bei dem Manöver wurden auch die historischen Grenzsteine an der waldeckisch-hessischen (muß wohl waldeckisch-westfälischen heißen ??) Grenze im Quast teilweise zerstört.

So interessant die Grabungen auch sind, so werfen sie doch lt. Dr. Werner Best viele zusätzliche Fragen auf: Waren die Sachsen oder die Franken die Beherrscher der Anlage? Wechselten die Besitzer im Laufe der Jahrhunderte? Warum wurde die Burg verlassen?

Einen Aufschluß über diese und viele weitere noch offene Fragen erhofft sich Dr. Best bei weiteren Grabungen, die bis zum Jahr 1995 weitergeführt werden sollen.

Bis 1997 müssen die Untersuchungen abgeschlossen sein, da die Gesamtfläche wieder aufgeforstet werden soll.

Interessant, daß das Land Nordrhein-Westfalen für diese Grabungen 100.000 DM zur Verfügung stellte.

Woher kommt der Name „Gaulskopf“?
Die Bezeichnung „Gaulskopf“ gab und gibt Rätsel auf. Wurde bisher manchmal die Form eines Pferdekopfes in die Umrisse des Höhenplateaus im nordöstlichen Bereich des Quastes hineininterpretiert oder phantasiert, so hatte Dr. Best eine neue Version.

Die Hochfläche soll nämlich viele Jahre als Pferdeweide gedient haben.

Die Erklärung: Der Boden im Bereich der Wallanlage ist so stark zertrampelt, daß an der Oberfläche nur kleinste Stücke und Scherben aus vorgeschichtlicher Zeit zu finden sind (selten, daß ein vollständig erhaltenes Stück gefunden wurde), während über dem Kalkstein, also in 30-40 cm Tiefe, gut erhaltene, wenig zerstörte Funde zutage kommen.

Weiterhin führt vom Ost-Tor ein alter Hohlweg in Richtung Ossendorf/Diemeltal. Dieser Weg könnte, so Dr. Best, durch den „ewigen“ Pferdetrieb aus dem Tal zur Hochweide, dem Gaulskopf, entstanden sein.

Ob sich daraus die Namensgebung erklärt und ob sie jemals konkret nachgewiesen werden kann, bleibt offen.


Ein Bericht über eine spätere Ausgrabung unterhalb des Gaulskopfes findet sich unter www.wethen.de/gaulsko2.htm